Riewendsee mit Überraschung

Als wir vor zwei Jahren ein Ruderwochenende auf der Havel in Brandenburg verbrachten, kamen wir auf die Idee, auch das „Neuwasser“ nördlich des Beetzsees, den Riewendsee, kennenzulernen. Und so plante ich bereits lange vor Corona die Tour dorthin, denn am Ende der Tagesetappe sind nur Märkische Heide und Sand. Der nächste Ort mit Übernachtungsmöglichkeit ist 4 km vom See entfernt und heißt Wachow. Dort reservierte ich im Januar 2020 zunächst acht Übernachtungsplätze.

Dank der großzügigen Unterstützung durch Boote vom Ruder-Club-Havel Brandenburg (RCHB) konnten Juanita, Dieter, Katrin, Elisabeth, Gisela, Armin, Helene, Dirk, Ulrike und ich uns am 25. Juli auf den Weg machen. Wenige Tage zuvor war ja noch das Mannschaftsrudern auf Berliner Gewässern nicht gestattet, so dass wir sehr froh waren, unsere Tour auch beginnen zu können.

Anfangs fuhren wir ein Stück havelabwärts in Brandenburg zur Jahrtausendbrücke, wo jedoch recht störender Motorbootverkehr herrschte. Wir wendeten. Dem Beetzsee folgend rasteten wir mittags beim Campingplatz Stewen. Danach wurde es stetig ruhiger und natürlicher. In Päwesin war uns der Bäcker „Backwahn“ mit seinem Riesensortiment sehr empfohlen worden. Leider fanden wir keine vernünftige Anlegestelle und mussten den Test des Kuchens auf die Zukunft verschieben.

Den motorbootfreien Riewendsee fuhren wir bis zum Ende gänzlich aus. Dort, im äußersten Zipfel, ist der Seegrund nur eine Handbreit unter dem Kiel, da lagert Faulschlamm, der nicht gestört werden möchte. Vorsichtig zogen wir uns aus der ungastlichen Ecke des Sees zurück. An einer Badestelle landeten wir an und verstauten die Boote und das Zubehör. Dann machten wir uns auf den Gepäckmarsch zum Hotel in Wachow, wo wir bequeme Zimmer sowie leckeres Essen und kühle Getränke vorfanden.

Am Sonntag regnete es zunächst, so dass wir die Zeit für ein ausgedehntes Frühstück nutzten. Auf unserem Weg zum Bootslagerplatz passierten wir eine „Baum-Baumschule“. Viele unterschiedliche, zum Teil große Gehölze in riesigen Pflanzkübeln, die mit Seilen und Stützen gesichert waren und sogar eine Bewässerungsanlage hatten, weckten unsere Neugier. Wenn bei den Märkern wieder ein Baum zu ersetzen ist, wissen wir woher …

Beim Bootslagerplatz am Riewendsee angekommen, bekamen wir einen riesigen Schreck. Eines der Boote lag im Wasser, das Steuer war zerbrochen und auch ein Skull fehlte. Nachdem wir die Polizei alarmiert hatten, machte sich das zweite Boot auf die Suche nach dem Skull. Leider vergeblich. Gerade fuhr der zweite Vierer als  ungesteuerter Dreier los, als ein tropischer Regenguss niederging. Unter den Kronen großer Bäume schöpften wir die Boote eine geraume Zeit leer. Der Regen zog ab und wir ruderten klitschnass bis Bollmannsruh, wo wir rasteten und die Sachen wechseln konnten.

Nach Brandenburg zurückgekehrt, mussten wir den Kameraden vom RCHB zunächst unser Missgeschick erklären. Ein gemeinsamer Scheidebecher in der Brandenburger Nachmittagssonne beendete diese ereignisreiche Neuwassertour.

Detlef K.


Vor 55 Jahren: Eine Tragödie auf dem Riewendsee

Am 24. August 1965 starben beim Untergang eines NVA-Schwimmpanzers auf dem Riewendsee sieben Ferienlagerkinder. Der Schwimmpanzer PT 76 war in Groß Behnitz stationiert. Die Soldaten hatten die Kinder des Ferienlagers am Riewendsee zu einer Spritztour eingeladen. An der Unglücksfahrt nahmen 21 Kinder teil. Alle Personen befanden sich auf dem Panzer, nur der Fahrer war im Inneren. Mitten auf dem See passierte das Unglück. Die Kinder rutschten zum Bug, vermutlich wegen der Motorhitze am Heck des Panzers oder weil sie die Erklärungen des Fahrers aus der Luke hören wollten. Der Panzer begann, sich nach vorn zu neigen, Wasser drang über die offenen Luken in den Panzer, der sofort versank. 14 Kindern und dem Fahrer gelang der Absprung. Sieben Jungen ertranken.

Die Badestelle am Riewendsee glich danach einem Heerlager. Mittendrin immer wieder Zählappelle – Wer ist da, wer fehlt? Tragödien spielten sich ab. Trotz Nachrichtensperre vermeldete RIAS Berlin zuerst das Ereignis. Der Panzer wurde im Anschluss geborgen und wieder in Dienst gestellt.

Der Fahrer, ein kinderfreundlicher Offizier, verbrachte sein Leben als gebrochener Mann.

(nach einem Artikel der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom August 2015)

Detlef K.