„Jein danke!“ – Märkergeschichte im Museum

Dass Spandau in Wahrheit noch vor den Toren Berlins liegt, wird dem Bezirk und seinen Einwohnern nicht nur heute mit einem Augenzwinkern nachgesagt, sondern war bis vor genau 100 Jahren auch tatsächlich der Fall. Damals wehrte sich die selbstbewusste Stadt mit aller Kraft gegen eine Eingemeindung in die neue Metropole Groß-Berlin. Am Ende nütze jedoch aller Widerstand nichts: Spandau verlor seine Eigenständigkeit und wurde der westlichste Berliner Bezirk.

Diesem denkwürdigen Ereignis widmet sich im Jubiläumsjahr eine neue Ausstellung auf der Spandauer – nicht Berliner – Zitadelle. Neben dem Beharren der Spandauer Stadtverwaltung auf ihrer Unabhängigkeit von Berlin wird anhand verschiedener Themenbereiche wie Wohnen, Verkehr, Arbeit und Freizeit vor allem beleuchtet, wie die Spandauerinnen und Spandauer die administrativen Umbrüche des Jahres 1920 erlebt haben. Auch dem Sport wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn nicht zuletzt der Wassersport war damals im wasserreichen Spandau eine wichtige Erholungsquelle für die Einwohner der Stadt. Dabei gab es auch schon vor der Gründung Groß-Berlins Berührungspunkte mit den Berlinerinnen und Berlinern, denn viele Freizeitsportler zog es aus der engen Hauptstadt ebenfalls hinaus an die Havel.

Ein besonders anschauliches Beispiel für dieses frühe Zusammenwachsen der verschiedenen Stadtgesellschaften auf sportlicher Ebene war der Märkische Ruderverein. Obwohl erst 1901 gegründet und eigentlich ein Berliner Verein, entstand schon 1903 ein Bootshaus auf der Halbinsel Pichelswerder. Und die lag immerhin so nahe an der – zu diesem Zeitpunkt noch eigenständigen – Stadt Spandau, dass sich das bescheidene hölzerne Bootshaus dort schnell zur Abteilung für die neu gewonnenen Spandauer Mitglieder des Vereins entwickelte. Über die 1920er Jahre blieb der Standort erhalten und wurde ein festes Standbein des Vereins an der Havel – was sich für ihn später noch einmal als überlebenswichtiger Glücksfall erweisen sollte.

Wie das mit der Gründung Groß-Berlins zusammenhängt, wird in der Ausstellung auf einem eigens dem Verein gewidmeten Info-Banner näher erläutert. Historische Vereinsdokumente und Skulls aus der Zeit um 1920 vermitteln einen Eindruck, wie die Märker damals auf dem Pichelswerder ihrem Vereinsleben nachgingen und mit ihrem Bootshaus zu einem festen Bestandteil der Spandauer und schließlich auch Groß-Berliner Erholungsinfrastruktur wurden – was sie bis heute geblieben sind.

Die Märker in der Ausstellung „Jein danke! Spandau und die Gründung von Groß-Berlin 1920“, vom 13.9.2020 bis 15.5.2021 auf der Zitadelle Spandau.

Text + Bild: Dominik D.