Ruderkommandos

Es braucht nicht viel: Ein Segelboot ändert den Kurs und der Steuermann muss sofort reagieren, damit es nicht zu einer brenzligen Situation kommt. Würden die Ruderer nicht direkt wissen, was seine Kommandos bedeuten, könnte es schnell gefährlich werden. Damit das nicht passiert, haben wir hier die wichtigsten Ruderbefehle aufgelistet.

Fast jedes Kommando besteht aus zwei (oder sogar drei) Teilen, dem Ankündigungs- und dem Ausführungsteil. Mit dem Ankündigungsteil macht der Steuermann die Ruderer auf das Kommando aufmerksam. Nach dem Anführungsteil führt die Mannschaft das Kommando sofort aus.

Die Ruderer der einen Seite ergreifen über das Boot die andere Bootskante, die Ruderer der Gegenseite fassen von unten die für sie andere Bootsseite. Vorsichtig wird das Boot gedreht. Dabei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Ausleger und Dollen den Boden nicht berühren.

Im Märkischen Ruderverein heißt es im Ausführungsteil meist „Offene Seite Freybrücke“ bzw. „Offene Seite Wannsee“.

Sind Boot und Mannschaft abfahrbereit, wird mit diesem Kommando gleichzeitig ins Boot eingestiegen. Bei „steigt ein“ werden die Skulls oder der Riemen mit der wasserseitigen Hand gegriffen und der wasserseitige Fuß auf das Einsteigbrett gesetzt. Dann nehmen die Ruderer den anderen Fuß vom Steg zum Stemmbrett und setzen sich. Dabei drücken sie das Boot vom Steg ab.

Am Bug beginnend melden die Ruderer, sobald sie ruderbereit sind: „1 fertig!“, „2 fertig!“, usw.

Im Märkischen Ruderverein wird alternativ auch „Fertigmeldung“ gesagt.

Nach diesem Kommando wird losgerudert. Nach der Ankündigung rollt die Mannschaft in die Auslage und legt die Blätter flach aufs Wasser. Bei der Ausführung werden die Blätter senkrecht gedreht und der Durchzug beginnt.

Mit diesem Kommando wird angeordnet, dass nur auf einer Seite gerudert werden soll. Nach „los!“ erfolgt entsprechend der Durchzug nur auf der angesagten Seite. Das andere Blatt wird flach über dem Wasser („abgedreht“) mitgeführt.

Nach diesem Kommando wird mit der Ruderbewegung aufgehört. Die Ankündigung erfolgt beim Einsetzen der Blätter in das Wasser. Der Ausführungsbefehl folgt am Ende des Durchzugs. Danach werden die abgedrehten (flachgedrehten) Blätter über das Wasser soweit nach vorne in Richtung Bug geführt, bis die Skulls oder der Riemen senkrecht zum Boot stehen.

Nach diesem Kommando werden die Blätter flach aufs Wasser gelegt.

Dieses Kommando wird zum Beispiel in brenzligen Situationen genutzt, in denen das Boot möglichst schnell zum Stehen kommen muss. Die Ruderer drücken die Skulls oder den Riemen flach aufs Wasser und drehen die Blätter - soweit es der Druck zulässt - mit gestrecken Armen unter der Wasseroberfläche vorsichtig bis zur Senkrechten auf.

Nach diesem Kommando wird entsprechend des Kommandos „Stoppen – stoppt!“ einseitig gestoppt. So kann der Bug zum Beispiel von einem Hindernis weggelenkt werden. Das Kommando kann nach „Ruder - halt!“ auch nur für den Schlagmann angeordnet werden, um das Boot zum Beispiel schon ein Stück zu wenden.

Nach diesem Kommando beginnt nur der Bugmann einseitig wie bei „Backbord (Steuerbord) vorwärts – los!“ zu rudern. Dadurch wird der Bug des Boots wirkungsvoll in die gewünschte Richtung gebracht.

Für dieses Kommando gehen die Ruderer in die Rücklage und drehen die Blätter nach dem Ausführungsteil entgegengesetzt wie beim Vorwärtsrudern (die konkave - nach innen gewölbte Seite - zeigt zum Bug). Bei voller Benutzung der Rollbahn drücken die Arme die Skulls bzw. den Riemen nach vorne, danach werden die Blätter bzw. das Blatt flachgedreht und der Ruderer rollt zurück in die Rücklage.

Wie beim Rückwärtsrudern gehen die Ruderer in die Rücklage. Die Blätter werden flach aufs Wasser gelegt. Nach dem Ausführungsteil beginnen die Ruderer auf der angekündigten Seite rückwärts zu rudern, während das andere Skull flach über das Wasser mit nach vorne geführt wird. Aus der Auslage heraus wird dann mit dem eben mitgeführten Skull ein Schlag vorwärts gerudert, während nun das andere Skull über das Wasser flach mit nach hinten geführt wird usw. Beim Riemen-Rudern wird der Bewegungsablauf entsprechend angepasst.

Bei dieser Wende des Bootes auf der Stelle benutzen die Ruderer die Rollbahn nicht. In der Ausgangsstellung halten sie die Skulls bzw. den Riemen senkrecht zum Boot. Nur mit den Armen wird nun gleichzeitig auf der aufgerufenen Seite rückwärts und auf der anderen Seite vorwärts gerudert.

Nach diesem Kommando steigen die Ruderer gemeinsam aus. Der Steuermann steigt vorher aus und hält das Boot in der Mitte fest. Bei „steigt aus“ werden mit der wasserseitigen Hand beide Skulls oder der Riemen festgehalten und der wasserseitige Fuß auf das Einstiegsbrett gesetzt. Die Ruderer drücken sich hoch und setzen den stegseitigen Fuß auf den Steg. Dabei nehmen sie das wasserseitige Skull bzw. den Riemen mit heraus. Die Dolle muss dazu vorher aufgedreht werden.

Vor diesem Kommando erfolgt entweder der Befehl „Ruder – halt!“ oder ein Hinweis an die Mannschaft, welche Situation bevorsteht (z. B.: „Kommando achten“). Wird das Kommando während des Ruderns gegeben, erfolgt der Ankündigungsteil während des Einsetzens der Blätter. Der Ausführungsteil folgt am Ende des Durchzugs. Die Skulls bzw. der Riemen werden nun auf beiden Seiten oder nur der angekündigten Seite am Körper vorbeigezogen und parallel zum Boot gehalten. Mit Hilfe dieses Kommandos kann ein Boot zum Beispiel durch eine Engstelle manövriert werden.

Die parallel zum Boot gehaltenen Skulls bzw. Riemen werden zurück in die Grundstellung senkrecht zum Boot geführt.

Nach diesem Kommando wird auf der angekündigten Seite sehr kräftig, auf der anderen Seite mit wenig (ggf. ohne Kraft) gerudert. Das Tempo bleibt dabei gleich.

Im Freilauf, also dem Nach-Vorne-Rollen, werden die Innenhebel tief ins Boot gedrückt (zum Beispiel bei hohen Wellen).

Es wird mit wenig (nahezu ohne) Kraft durchgezogen.

Im Märkischen Ruderverein wird der Krafteinsatz oft mit der Unterscheidung zwischen „Halbe Kraft“ und „Ohne Kraft“ weiter differenziert.

Dieses Kommando wird gegeben, um „Überziehen“, „Hochscheren“ oder „Halbe Kraft“ wieder aufzuheben.


Weitere Informationen und Broschüren zu den geltenden Befehlen und Regeln finden sich auf der Website des DRV und im Handbuch „Sicher rudern – Sicherheitshandbuch des Deutschen Ruderverbands“ (aktuelle Auflage: 7. Aufl., 2020).