Abrudern 2021 – Fast normales Ende einer nicht-normalen Rudersaison

Der 31. Oktober 2021. Halloween. Zeitumstellung. Und Abrudern im Märkischen Ruderverein. Ein strahlend blauer Himmel begrüßt uns an diesem Morgen, 15° – 17° sind angesagt. Viele werden später im T-Shirt rudern. Um kurz nach zehn ist der Bootsplatz voll. Ungewohnt voll. Gute Stimmung macht sich breit. Als erstes geht der Achter aufs Wasser. Acht weitere Boote folgen. Und mit ihnen 49 Ruderinnen und Ruderer. Sie alle sind geimpft, genesen oder getestet. Denn auch wenn dieses Abrudern sich ungewohnt normal anfühlt – wir leben immer noch in einer Pandemie. Und der Großteil der vergangenen Saison, das Leben im Verein und auf dem Bootsplatz, war nicht normal. Ein Anrudern gab es nicht. Die Hauptversammlung fand im Juli und nicht im Februar statt. Viele Wanderfahrten wurden verkürzt oder abgesagt. Lange musste noch mit Loch gerudert werden, es galt Maskenpflicht und im Clubraum lag eine Anwesenheitsliste aus. Fast surreal wirkt es jetzt, mit 80 (!) Leuten das Ende dieser Rudersaison zu begehen. Und doch ist es wunderschön, Alte und Junge, Aktive und Passive wieder beieinander sitzen zu sehen, sich gemeinsam nach dem Rudern mit Suppe zu stärken und von Harte S. auf dem Akkordeon bei einem alten Vereinslied begleitet zu werden.

Dass dieses Abrudern etwas größer ausfällt als selbst in alten normalen Zeiten, liegt auch an einem weiteren Anlass, der heute begangen wird. Der Märkische Ruderverein ist seit heute 120 Jahre alt. Gegründet wurde er am Abend des 31. Oktober 1901 in einem der damals größten Säle des Berliner Westens, den Victoria-Sälen in der Leipziger Straße. Und damals kamen sogar noch mehr Leute zusammen als heute, ganze 2000 Besucher zählte man wohl. Zum 1. Vorsitzenden wurde Richard Nordhausen gewählt, 300 Mitglieder hatte der Verein von Beginn an. Um diesem Jubiläum zu gedenken, wurde heute einen Baum gepflanzt. Thorsten Z. hatte dafür einen kleinen Eisenholzbaum ausgesucht – und unsere Vorsitzenden Petra HW und Angela H. vollendeten die Pflanzung in feierlicher Stimmung mit ein paar Schippen Erde.

Im Anschluss ging es zur Kaffeetafel in den Clubraum, wo es neben Kaffee und Kuchen auch einem Vortrag zu lauschen galt. Dominik D. hatte zur Feier des Tages ein paar historische Archivalien und Anekdokten herausgesucht – „Die Märker und das Meer – Maritime Alltagskultur im Vereinsleben zwischen 1901 und 1945“ lautete der Titel der kurzweiligen Präsentation. Doch selbst danach war der Abend noch nicht vorbei. Alle Getränke gingen an diesem Abend auf den Verein, die Bar war gut besucht. Harte S. erfüllte den Raum mit Klaviermusik, nur langsam wurde es leerer. Doch irgendwann erscholl die Barglocke mit dem Aufruf zur letzten Runde. Schon lange war es dunkel draußen. Ähnlich dunkel wird es beim nächsten großen Event im MR sein – dem Adventskaffee draußen auf dem Bootsplatz am 11. Dezember. Hoffen wir, dass Corona uns auch diesen Abend schenkt.

Rebecca L.