„Rettung einer hilflosen Person von einem Ruderboot“

Katrin K. hatte schon lange geplant, eine Kenter- und Sink-Übung für unseren Verein zu organisieren. Dazu nahm sie zur DLRG Kontakt auf und da der Bezirksverband Spandau im Sommer immer eine Ausbildungswoche mit praxisnahen Übungen durchführt, entstand eine Win-Win-Situation: Wir nehmen an einer Übung zur Rettung einer hilflosen Person von einem Ruderboot teil und die DLRG führt eine Kenter- und Sink-Übung im September als Workshop für uns durch. Geplant – Getan:

Am 7. Juli trafen sich 6 Märker im Bootshaus (geplant war eine Beteiligung mit 2 Ruderbooten) und nach Ende des Regens starteten gegen Mittag Stefan P., Armin S., Petra S., Bruni L. und Juanita S. mit der „Frigga“ zur DLRG-Station an der Großen Badewiese. Dieter B. erklärte sich bereit, als Fotograf vom Ufer die Übung zu dokumentieren. Nach einer kurzen Vorabbesprechung an Land, Anweisungen zum Ablauf durch Olaf J. (Stationsleiter der DLRG-Station Glienicker See) und Klärung diverser Fragen zu unserem Ruderboot konnte die Übung beginnen. Viele DLRG-Auszubildende hatten sich noch nie ein Ruderboot aus der Nähe angeschaut und nicht nur für diese war es wichtig zu erfahren, welche „Schwachstellen“ es im Boot gibt und wie wenig Bereiche stabil genug zum Betreten sind. Wir ruderten also ein kurzes Stück und dann wurde Juanita (planmäßig!) ohnmächtig und die Mannschaft rief die DLRG um Hilfe. Nachdem unsere „Notsituation“ erklärt war, legten sich 2 DLRG-Boote längsseits und stabilisierten die „Frigga“. Nun wurde überlegt, wie Hilfe geleistet werden kann. Generell gilt: Es soll stets nur einer reden: die DLRG kann nur mit Unterstützung der Ruderbootsmannschaft helfen und dazu ist eine klare Kommunikation miteinander erforderlich. Der Obmann im Ruderboot hat die wichtigste Aufgabe: für Ruhe, Disziplin und Anweisungen im Boot zu sorgen! Das ist leicht gesagt, da sich jeder vorstellen kann, wie schnell eine Panik im Boot entstehen kann, wenn eine Notsituation eintritt.

Es stellte sich schnell heraus, dass ein Bergen einer hilflosen Person aus dem Boot fast unmöglich ist, solange das Boot noch nicht am Ufer ist. Es gibt zwar in jedem DLRG-Boot ein Spineboard zur stabilen Lagerung und Bergung eines Verletzten, dieses ist aber ca. 1,90 m lang und somit nur mit viel Mühe und Zeitaufwand im engen Ruderboot einsetzbar. Für lebensbedrohliche Situationen ist daher professionelle Hilfe nur möglich, wenn ein DLRG-Helfer ins Ruderboot steigt, um im Boot z.B. mit Sauerstoff eine Beatmung zu ermöglichen (der Helfer kann z.B. am Ruderplatz hinter dem Verletzten ins Boot steigen und der Ruderer dieses Platzes geht an Bord des DLRG-Bootes). Wichtig ist, den Verletzten so stabil und sicher wie möglich zu legen: Rudertaschen und Jacken können als Unterlage unter Kopf und Oberkörper genutzt werden, das Stemmbrett kann rausgenommen werden. Eine Herz-Druck-Massage ist im Boot dennoch nicht machbar. Also sollte das Boot so schnell wie möglich an Land gerudert oder ggf. von der DLRG an Land geschleppt werden.

An der Stelle sei auf die laminierten Blätter mit den Übergabepunkten für die Feuerwehr  unserer näheren Umgebung (Oberhavel, Unterhavel) erinnert, die in der MR-Bootshalle für die Obleute zur Verfügung stehen. Bitte nutzt diese!

Nach Juanitas Rettung konnte eine 2. Gruppe der DLRG ihr Können unter Beweis stellen. Wir ruderten also wieder ein Stückchen und diesmal „erwischte“ es Armin mit einem schlimmen Oberschenkelkrampf, der ihm höllische Schmerzen bereitete und nahezu bewegungsunfähig machte. Wieder wurde als erstes die Notsituation den herbeigeeilten DLRG-Helfern erklärt und die DLRG-Boote legten sich längsseits neben die „Frigga“. Erneut wurde überlegt, ob der Verletzte mit dem Spineboard aus dem Ruderboot gehoben werden kann. Das dies fast unmöglich ist wurde auch diesmal schnell eingesehen. Also gab es Erste-Hilfe-Anweisungen an den Verletzten, z.B. krampflösende leichte Druckbewegungen am Oberschenkel. Und für die Mannschaft hieß es: schnell ans Ufer rudern, um den Leidenden von seinen Qualen zu befreien.

So ist es also mit einem Verletzten in einem Vierer oder einem größeren Ruderboot. Doch gilt das immer? Jede Situation ist anders und entsprechend anders können die Rettungsmaßnahmen aussehen.

Wenn man mit einem kleinen Boot rudert, welches zum Kentern gebracht werden kann, dann soll der Schwerverletzte wenn möglich aus dem Wasser geborgen werden. Das erscheint sicher nicht gleich logisch. Doch jedes DLRG-Boot hat mindestens 4 gut ausgebildete Retter an Bord, die genau darauf geschult sind (Bootsführer, Funker, 2 Rettungs-Schwimmer/-Taucher) und jeder im DLRG-Boot ist für alle anfallenden Aufgaben und für alle Hilfsmittel an Bord ausgebildet.

Nach den glücklichen Rettungen und einer kurzen zusammenfassenden Besprechung waren wir eingeladen, uns gemeinsam zu stärken. Es gab Olafs spezielle Bohnensuppe, die er jedes Jahr einmal für die Teilnehmer der Ausbildungswoche kocht. Wir ließen uns die Suppe schmecken und nutzten die Zeit zum weiteren Austausch mit den anwesenden DLRG-Mitgliedern.

Die DLRG-Verantwortlichen bedankten sich bei uns für unsere Teilnahme und wir freuen uns auf ein Wiedersehen zur Kenter- und Sink-Übung, bei der ja auch eine Bergung aus dem Wasser geübt werden kann. Diesmal kamen wir alle noch trocken davon. 😉

Juanita