An normalen Tagen ist die Innenstadt-Spree für muskelbetriebene Boote gesperrt. Doch einmal im Jahr müssen Ruderboote, Paddelboote, SUPs und Co. nicht über den Landwehrkanal ausweichen, sondern dürfen Kanzleramt, Reichstag und Oberbaumbrücke vom Boot aus bewundern. Dieses Jahr fand die „Stadtdurchfahrt“ am 13 & 14 Mai statt. Unser Mitglied Angela ist Teil des Organisationsteams. Ein Erlebnisbericht:
Alles scheint geklärt. Die Ruhe vor dem Sturm breitet sich gelassen aus. Doch dann erfahre ich wenige Tage vor der Stadtdurchfahrt, dass das Motorboot (von Hans, Motorboot-Club Charlottenburg), das den Kupfergraben vor unbefugter Zufahrt absperren soll, einen Schaden hat, der nicht so behoben werden kann. Das ist zwar bestellt, die Lieferzeitpunkt aber ungewiss! Ein Anflug von Stress breitet sich in meinem Hinterkopf aus. Woher bekommen wir so schnell ein Ersatzboot? Gute Frage, nächste Frage. Sämtliche Optionen lösen sich aufgrund der Kurzfristigkeit in Luft aus! Shit happens! Es ist wie es ist! Obwohl, Welle Poseidon könnte mit
einem Boot aushelfen. Doch wie kriegen wir das so spontan Samstag früh vom Wannsee an die Museumsinsel?
Dann plötzlich, einen Tag vor der Veranstaltung, der erlösende Anruf von Hans. Ein Vereinskamerad stellt sein Boot spontan zur Verfügung. Schwitz! Mein Kommentar: Die Spritrechnung bitte an den LRV, ich gebe gern am Pichelssee ein paar Dankeschön-Whiskys-aus. Mit mehreren Rettungskragen im Gepäck mache ich mich am 13. Mai morgens auf den Weg zur Mühlendamm-Schleuse. Schnell noch ein paar Gebäckstücke und Kaffee am S-Bahnhof Jannowitzbrücke gekauft. Der Tag wird lang. Es sind nur wenige Meter bis zur Schleuse. An den Dixie-Klos wird gerade ein flacher Steg vertäut. Toll, das erleichtert das Ein- und Aussteigen enorm! Ein Blick über das Geländer, gepaart mit einem „Vielen Dank für den tollen Steg!“ stellt fest, dass es sich um dieselbe Besatzung wie 2022 handelt, die an der Mühlendamm-Schleuse unterstützend tätig ist. Ich suche zunächst den Kontakt zur Schleusenmeisterin und spreche verschiedene Szenarien für den Tag ab. Es können auf jeden Fall beide Schleusenkammern genutzt werden. Bei der Zahl der angemeldeten Boote werden
wir diese auch brauchen.
Um 9 Uhr öffnet sich das Schleusentor zur ersten Talschleusung. Nach und nach füllt sich die Schleusenkammer. Alles läuft relativ entspannt. Die Kammer leert sich schnell. Es sind nur einzelne Boote die ins Oberwasser Richtung Oberbaumbrücke wollen. Zwischen 10 und 12 Uhr kommt Hektik auf. Die Boote sammeln sich im Ober- und Unterwasser. Beide Schleusenkammern kommen nun zum Einsatz. Bei der Einfahrt werden die Boote eingewiesen und gezählt. Bei einer Schleusung waren 8 Großboote (Achter, Barken, Kirchboote) und noch weitere Ruder- und Paddelboote in einer Kammer!
Nach und nach werden es immer weniger Boote, die in der Ferne auftauchen. Es ist erstaunlich, von wie weit entfernt die Schleusenmeisterin mit ihren Kameras und Monitoren die Boote ausmachen kann. Bevor sich das Tor zur letzten Bergschleusung schließt, müssen alle deutlich länger warten. Denn immer wieder tauchen Boote an der Alten Nationalgalerie auf. Hier macht die Spree einen Bogen. Doch gegen 13.30 Uhr schaltet das Licht auf Rot. Die letzte Schleusung startet. Anschließend heißt es für uns noch „Aufräumen“. Die Tampen, Megafone und Rettungskragen werden verstaut. Wir verabschieden uns vom Schleusenpersonal und den WSA-Mitarbeitern bis (hoffentlich) zum nächsten Jahr. Abschließend noch etwas Statistik: Es gab 18 Schleusungen, 9 Berg- und 7 Talschleusungen. Dabei wurden 191 Ruderboote mit 1023 Rudernden und 122 Paddelboote mit 294 Paddelnden gezählt.
Angela
—
Stadtdurchfahrt im MR
Der MR ging am 13. Mai mit 6 Booten (Mark Brandenburg, Jung Frithjof, Unk von Krötenstein, Weser, Havel, Spree) an den Start zur Stadtdurchfahrt. Von den 30 Teilnehmenden waren 7 Gäste der RG Benrath dabei, die auf die verschiedenen Boote verteilt waren. Boot Unk gehörte der Jugend. Bei sonnigem aber sehr windigem Wetter erreichten alle Boote zu unterschiedlichen Zeiten das Tagesziel in Treptow. Die Bedingungen waren insbesondere im sonst für Ruderboote gesperrten Teil der Spree durch extreme Windböen geprägt, was leider wenig Zeit für Fototermine ließ, weil die Boote sofort zum Ufer gedrückt wurden. Besonders schade für die Gäste. Bei der Treptower RG herrschte Hochbetrieb. Lecker Bierchen und Bratwurst beendeten diesen Rudertag.
Die Rückfahrt am Sonntag verlief für die meisten Boote über Britzer Zweigkanal, Neuköllner – und Landwehrkanal und Spree. Wegen des ad hoc Besuches des ukrainischen Präsidenten Selenskyj waren keine Fahrgastschiffe auf Berliner Kanälen unterwegs, was zu geringen Wartezeiten vor den Schleusen führte. Die Boote kehrten zwischen 15 und 16 Uhr zurück, sodass die Benrather ihren Zug für die Rückfahrt nach Düsseldorf erreichen konnten. Sie haben sich sehr für ihre Teilnahme bedankt und einen großzügigen Beitrag zur Vereinskasse geleistet. Eine besondere Anerkennung gehört dem Jugendvierer, der nicht nur die zweimal 30 km bravourös gemeistert hat, sondern auch von Obmann Jakob Wilsdorf am Sonntag ohne Steuer sicher nach Hause gebracht wurde.
Armin