Gastbeitrag vom TSV Herrsching
Wir „Jüngeren“ lernten die Märker ja erst durch die Elbe-Fahrt im letzten Jahr kennen. Aber Dank der Berliner Jugend einiger unserer Veteranen und so vieler gemeinsamer Unternehmungen in mehr als 20 Jahren bestand längst eine herzliche Verbundenheit.
Wer sind diese Märker? Ihr Verein schrieb einmal Ruder-Geschichte:
Mit seiner Gründung in Kaiser´s Zeiten (1901) ging es Richard Nordhausen – dem Dichter, Unternehmer, Sportler und Visionär – darum, den damals so elitären Herrensport einer Jugend mit „schmalem Beutel“ zu öffnen – Wanderrudern als Breitensport! Später auch den Damen – im eigens für sie gegründeten BRV Frigga unter dem Dach des MR. Durchaus revolutionär – und nach nur fünf Jahren zählte man mit mehr als 750 Mitgliedern zu den größten im „Reich“ – auch Wasserpest genannt – mit imposanter Bootsflotte (auch Doppel-Achtern) und später Zweig-Bootshäusern rund um Berlin – auch in Werder. 1945 war alles futsch – nur das kleinste Zweig-
Gelände in Pichelswerder (Spandau) bekam man zurück – das Bootshaus abgebrannt.
Heute ist der MR ein quicklebendiger, mittelgroßer Verein. In zwei Doppelachtern und Vierern wandelten wir gemeinsam auf Nordhausens Spuren, der einmal schrieb:
„ . . . um keine Großstadt der Welt liegt so reiches Fluß- und Seen-Revier ausgebreitet, nirgends ermöglichen sich so köstliche, abwechselungs- und freudenreiche Ruder- und Segelfahrten ins Weite“.
Samstag früh – Start am historischen 13. August: Über die großen Havelseen – vorbei an Kladow, Schwanenwerder und Großem Wannsee zur Pfaueninsel und Sacrower Heilandskirche, bis zur Wende Teil der DDR-Grenzanlagen – so nah und unerreichbar! Die Geschichten unserer Berliner Freunde brachten uns die damaligen Ereignisse und Schicksale nahe. Ein bewegendes Erlebnis, gerade an diesem Tag so selbstverständlich rudern zu können, wo einmal eine feindliche Staatsgrenze verlief.
Weiter in Brandenburg – an der Glienicker Brücke und Potsdam vorbei – über den Sacrow-Paretzer-Kanal zur Mittagsrast ins beschauliche Marquardt am Schlänitz-See, wo uns die Störche völlig ignorierten.
Dann bei idealem Wetter mit frischer Kraft über die verwunschene Wublitz zur Havel und dem idyllischen Insel-Städtchen Werder, wo uns direkt am Wasser ein exzellentes Fisch-Essen erwartete. Ein Bus chauffierte uns schließlich zu den Quartieren in Berlin – und einigen „night-cups“ zum Ausklang des langen, ereignisreichen Tages.
Am Sonntagmorgen zurück nach Werder – und in die Boote.
Über große und kleinere Havelseen – an Caputh vorbei (Albert Einstein) – um Potsdam herum und durch die Alte Fahrt (wir sahen allerdings kaum mehr als die Kuppel der Nikolai-Kirche) – vorbei am Schloss Babelsberg zur Glienicker Brücke – zurück zu den großen Berliner Havelseen und dem Bootshaus in Pichelswerder. Etwa 65 Ruder-km lagen hinter uns!
Ausklang der Wanderfahrt – landfein und schick – reichhaltiges Buffet und vieles mehr in der Abendsonne auf der großen Terrasse. Auch Märker-Veteranen waren wieder mit uns – eine lebhafte und fröhliche Runde!
Liebevolle Aufmerksamkeit mit einer Selbstverständlichkeit, die uns berührte und so wohlfühlen ließ. So sind sie halt – diese Märker! Die gemeinsamen Tage werden in dankbarer Erinnerung bleiben. Allerdings: Von Berlin oder Potsdam sahen wir herzlich wenig – vom Funkturm oder Flughafen mal abgesehen. Mehr davon beim nächsten Mal?
Euer Redaktions-Team vom TSV Herrsching