Die Dreiflüssestadt Hann.-Münden lud dieses Jahr zum Wanderrudertreffen ein. Meine Anreise von Bremen nach Hann.-Münden verlief etwas „holprig“. Trotz großer Umwege bin ich mit der Deutschen Bahn eine Stunde VOR angegebener Ankunftszeit am Donnerstag, 15. September angekommen! Ich bezog mein schönes Apartment und machte mich auf Entdeckungstour durch die schöne Fachwerkstadt.
Am Freitag fand die Vorfahrt auf der Fulda statt. Auf der Busfahrt zum Startplatz unterhalb der Stadtschleuse Kassel konnten wir schon einen kleinen Vorgeschmack auf die schöne Landschaft, die uns erwartete, erahnen. Das Einlegen der Boote ging flott voran und wir konnten die herrliche Landschaft bei Sonnenschein und kaum Wind auf der Fulda genießen. Auf der einen Seite der Fulda Hessen, auf der anderen Niedersachsen, vorbei am Niedersachsen-Pferd, zwei Eisenbahnbrücken unterqueren, durch drei Selbstbedienungsschleusen, die von einem Ruderkameraden des Mündener RVs bedient wurden, der per Rad von einer Schleuse zur nächsten fuhr.
Mittagspause in Wilhelmshausen. Hier gab es sehr leckere Wurst, Brot, Kuchen und natürlich auch etwas zu trinken. Das I-Tüpfelchen: die Biertische waren mit kleinen Origami-Ruderbooten dekoriert. Tolle Idee! Jetzt nur noch wenige Kilometer und das Tagesziel war erreicht. Mein Boot musste noch durch die Schleuse in Hann.-Münden. Hier mussten wir doch etwas länger warten, denn hier gibt es noch „Bedienung“ von einem Schleusenwärter. Die Belohnung folgte kurz danach, zu sehen, wo Werra und Fulda sich küssen und die Weser beginnt.
Danach war Freizeit bis zum Begrüßungsabend im Mündener RV mit gemütlichem Beisammensein. Leider wurde es gegen Abend etwas kälter. Am Samstag dann die offizielle Tagesfahrt. Man hatte sich vorher dazu angemeldet, ob bis Beverungen oder Höxter gerudert werden sollte. Dieser Tag war, was das Wetter betraf, deutlich ungemütlicher. Starker Gegenwind, kaum Sonne und zwei kurze, aber kräftige Regenschauer. Das schöne Weserbergland konnte man kaum genießen.
Die Mittagspause in Gieselwerder mit Nudeln und Sauce plus Getränk munterte einen ein wenig auf und gab etwas Kraft zurück. Durch den starken Gegenwind kamen wir sehr viel später, als vom Orga-Team geplant, an und so war es schon recht spät als wir zum Abendbüffet im Ruderverein ankamen. Reichlich Essen, wenig Nachtisch … Später am Abend hatten noch ein paar Leute Lust zu tanzen, Musik dazu gab es aus der Konserve.
Am Sonntagmorgen fand dann die Feierstunde im Rittersaal des Welfenschlosses statt. Zuerst die Dankesreden von verschiedenen Vertretern des Rudersports und der Stadt. Danach die Ehrungen: Äquatorpreis (40.077 km). Mit großem Applaus, Hurra-Rufen und Menschen, die auf beiden Seiten des Saals aufgestanden waren, ging, nein schwebte unsere Angela Haupt zur Bühne, um den Preis entgegen zu nehmen. Als nächster ihr Mann Harald. Hier kamen noch die Rufe „Häuptling, Häuptling“ dazu. Ein schönes Bild, als Paar auf der Bühne mit dem Äquatorpreis in den Händen.
Weitere Ehrungen folgten. Ab dem 25. Fahrtenabzeichen werden Ruder:innen geehrt, dann jeweils in 5er Schritten für alle weiteren. Zum 50. Mal erfüllte unser Dietrich Tetsch den Fahrtenwettbewerb. Tolle Leistung! Nochmals unseren beiden Märkern: Herzlichen Glückwunsch! Mit Sektempfang und Imbiss ging die Veranstaltung zu Ende. Drei Mal darf geraten werden, wer als Letztes den Saal verließ? (Keine Auflösung).
Barbara Island
Der Äquatorpreis
Wer im WWW danach sucht, wird schnell auf einschlägige Ruderseiten verwiesen, allen voran der DRV. Hier finden sich die Bedingungen zum Erreichen des Preises, die jährliche Ausschreibung zum Wettbewerb und etwas Statistik. Alle Äquatorpreisträger:innen sind hier aufgelistet.
Erstmals wurde der Äquatorpreis 1972 an Günther Hartmann (Ruder-Gemeinschaft Grünau) verliehen. Erst vier Jahre später 1976 konnte der Preis erneut vergeben werden, an Hans Fuhrmann (Ruder Club Turbine Grünau). Das ist insofern interessant, da es eine offizielle Ausschreibung seitens des DRSV, dem Deutschen Ruder-Sport-Verband der DDR, erst seit 1983 gibt. Jaja, der Äquatorpreis ist quasi ein Kind der DDR. Insgesamt 10 weitere Ruder:innen erhielten diese Auszeichnung vor 1983, unter ihnen so bekannte Namen wie Frida Krüger (Pro Sport Berlin 24) und Kurt Hartwig (Berliner-Ruder-Klub Ägir). Bis zur Wiedervereinigung konnte der Äquatorpreis nur an 26 DDR-Ruder:innen vergeben werden! Woran das liegen mag? Vielleicht hängt es mit den damaligen Wettbewerbsbedingungen zusammen. Der Fahrtenwettbewerb des DRSV beinhaltete nur den Zeitraum vom 1. April bis 31. Oktober jeden Jahres. Vielleicht liegt es aber auch an der Absurdität, hinter der „Mauer“ die Erde zu umrunden. Mit der Wiedervereinigung und der Erweiterung des Wettbewerbs auf das gesamte Bundesgebiet stieg die Zahl sprunghaft an. Bisher haben 769 Personen den Äquatorpreis erstmalig erhalten, 107 den 2. Äquator und 40 den 3. Äquator (Stand mit FA 2021).
Wie sieht es diesbezüglich im MR aus? Hier die entsprechende Statistik (Quelle: www.rudern.de):
- 1994 Dietrich T.: ?; 2016, 2. Äquator: 80.666 km
- 1995 Hartmut L.: 40.755 km
- 1998 Kurt L.: 40.293 km
- 1999 Christel K.: 41.320 km; 2011, 2. Äquator: 80.471 km
- 2008 Wulf F.: 42.754 km
- 2019 Barbara D.: 40.907 km
- 2021 Angela H.: 41.557 km
Demnächst soll im Klubraum eine entsprechende Ehrentafel angebracht werden. Hartmut L. hat dazu seinen Äquatorpreis gestiftet. Vielen Dank dafür!