Gehe ich Recht in der Annahme, dass ihr Petras Artikel „Besuch der Ruder-Gesellschaft Benrath“ in den Märker-Mitteilungen 3/2022 gelesen habt? Gut, dann kann ich daran anschließen und bekanntgeben, dass der erwähnte Gegenbesuch der Märker bei den Benrathern stattgefunden hat. So standen wir am 5.8. mit 9 Märkerinnen und Märkern vor der Bootshalle der Ruder-Gesellschaft Benrath und freuten uns über die freundliche Begrüßung durch Benraths Wanderruderwart Klaus Hampel und seinen Benrather Ruderkameradinnen und -kameraden. Am ersten Tag unseres Besuches – wir waren um 15.30 Uhr dort eingetroffen – stand eine erste Ausfahrt auf dem Rhein auf der Hausstrecke der Benrather: 8 km stromauf bis zum Fährhaus „Piwipp“, einem Ausflugslokal gegenüber der Stadt Monheim am Rhein und wieder zurück, dann mit dem Strom.
Für uns ungewohnt war der Zugang zum Wasser: Boote und Zubehör auf spezielle Bootswagen verladen, die viel befahrene Uferpromenade überqueren und nach ca. 100 m den Deich hinunter zur Steganlage, die aber wegen des niedrigen Wasserstandes auf dem Trockenen lag. Boote abladen und zu Wasser bringen, natürlich durchs Wasser. Dem niedrigen Wasserstand war es gedankt, dass uns weder die Gegenströmung noch der Schiffsverkehr zu schaffen machte. Entlang einem naturbelassenen Überflutungsgebiets, den Urdenbacher Kämpen, ging es in einer langgezogenen Linkskurve stromauf. Eine Autofähre, die die rechtsrheinischen südlichen Stadtgebiete mit der links-rheinischen und mittelalterlichen Stadt Zons verbindet, hatte ihren Betrieb wegen Niedrigwasser eingestellt, weshalb wir zügig passieren konnten.
Kurz danach wechselten wir auf die andere, die linke Rheinseite und stellten fest, was Abdrift bedeutet. Bei „Piwipp“, an der danebengelegenen Steganlage der Dormagener Rudergesellschaft Bayer wurde gedreht und flux waren wir wieder in Benrath. Nachdem die Boote in der Halle der RGB verstaut waren, gab es das obligatorische „Anlegebier“; kurz darauf trafen wir uns mit den Benrather Kameradinnen und Kameraden im Restaurant/Hotel „Rheinterrassen“, wo die Benrather eine lange Tafel für uns reserviert hatten. Beim Abendessen durfte natürlich der typische ‚Rheinische Sauerbraten‘ nicht fehlen. (Anmerkung der Redaktion: Am 8. August 2022 wurde das Haus „Rheinterrassen“ 50 Jahre alt. Die Betreiber hatten aber keinen Grund zum Feiern. Das Gebäude wird im Herbst abgerissen und es entstehen Eigentumswohnungen der Luxusklasse. Schade! Ein wichtiges Benrather Ausflugsziel wird dadurch unwiederbringlich verloren gehen.)
Am Samstag war dann der Tag der „Großen Rheintour“. Es sollte stromab nach Düsseldorf-Nord zum WSV Düsseldorf gehen. Unser Besuch hat die Benrather wohl so neugierig gemacht, dass wir zu insgesamt 28 Ruderinnen und Ruderern in 6 Booten zur Tour aufbrachen. Petrus meinte es wie am Vortag sehr gut mit uns: Son-nenschein, nicht zu heiß, dazu eine leichte Brise von vorne. Die Fahrt stromab ging fast zu zügig voran, die Kilometersteine am Ufer flogen nur so an uns vorbei. Einen Boxenstopp gab es für einige Boote am gemeinsamen Steg des Düsseldorfer Ruderverein von 1888 und dem RC Germania Düsseldorf von 1904 im Volks-mund genannten Stadtteil „Kappes Hamm“ (Kappes ist das rheinische Wort für Kohl, der dort reichlich angebaut wird). Am Steg gab es wegen den sehr dicht vorbeifahrenden Bergfahrer ordentlich Schaukelei und nasse Schuhe.
Nach weiteren 5 km stromab bogen wir in den berühmten Düsseldorfer Medienhafen ein. Dieser einstige reine Industriehafen wurde Ende der 1990er Jahre in eine imponierende Hafenanlage mit architektonischen Highlights umgebaut. International renommierte Architekten wie Steven Holl, Davis Chipperfield und Frank O. Gehrig gaben den Gebäuden am Ufer ihre einzigartige Gestaltung. Daneben alte Lagerhallen (top restauriert) mit ihren altertümlichen Krananlagen, eine gelungene Symbiose von alt und neu. Weiter ging es stromab, vorbei an der Düsseldorfer Altstadt mit dem markanten Wasserturm auf der rechten Rheinseite und dem vor-nehmen Stadtteil Oberkassel auf der linken Seite. Dann dauerte es nicht mehr lange und wir hatten die Einfahrt zum Düsseldorfer Yachthafen erreicht, an dessen beinah-Ende das elegante Bootshaus der WSV Düsseldorf liegt. In abenteuerlichen Kletterpartien über reichlich Stufen mussten die Boote zur Bootshalle hochgehievt werden. In Windeseile wurden die Boote versorgt. Hier zeigten die Benrather ihre enorme Erfahrung im Abriggern und Boote sowie Zubehör auf den Bootshänger zu verladen. Es gab das Anlegebier und die Benrather verabschiedeten sich für diesen Tag von uns. Natürlich konnten wir nicht gleich nach Benrath zurückfahren, schließlich waren wir nicht weit von der vermeintlich längsten Theke der Welt, der Düsseldorfer Altstadt, entfernt.
Trotz Hitze strebten wir zu Fuß entlang des Mannesmann-Ufers zum ersten Einkehrpunkt, der berühmten Bierbrauerei „Zum Ührigen“, wo die meisten von uns erste Bekanntschaft mit der typischen Düsseldorfer Biersorte „Alt“ machten. Alsdann schoben wir uns durch die Menschenmassen zu einer weiteren, für ihre deftige Kost bekannte Brauerei Schumacher zum Abendessen. Wer noch nicht probiert hatte, nahm den Sauerbraten, ansonsten weitere rheinische Spezialitäten. Zur Verdauung durfte natürlich der Düsseldorfer Kräuterschnaps „Killepitsch“ nicht fehlen. Insgesamt war das Erstaunen über so viel feierfreudige Menschen in einem kleinen Stadtteil groß, angeblich gibt es das in Berlin in der Weise nicht so. Mit der Straßenbahn ging es zurück nach Benrath. Den Sonntag nutzten nur drei Märker:innen zur Teilnahme am morgendlichen, allgemeinen Ruderbetrieb der Benrather. Die Ausfahrt ging über die „Hausstrecke“ zum schon bekannten Wendepunkt „Piwipp“. Die anderen nutzten den Vormittag zum Sightseeing in Düsseldorf, u.a. mit einer Besichtigung des Benrather Schlosses, nicht weit von der RG Benrath entfernt. So endete dann unser Ausflug an den Rhein.
Die Frage der Überschrift können wir so beantworten:
a) Weil man auf dem Rhein auch ganz prima rudern kann.
b) Weil es am Rhein tolle, sehr nette Leute gibt.
Gemeint seid ihr, liebe Ruderkameradinnen und Ruderkameraden der RG Benrath! Vielen Dank für dieses tolle Wochenende und auf ein Wiedersehen in Berlin.
Armin