Die geltenden Einschränkungen für den Rudersport verändern auch die Ausbildung von Ruderneulingen. Der LRV hat den Märkischen Ruderverein besucht und sich ein Bild von der Ausbildung in Corona-Zeiten gemacht.
Der Abstand von 1,5 m, der in den Ruderbooten einzuhalten ist, wirkt sich auch auf die Ausbildung in den Vereinen aus. „Wir führen die Ruderausbildung jetzt im Einer vom Steg aus durch“, sagt Übungsleiterin Bruni Ley. „Es ist für uns Ausbilder zeitlich und organisatorisch viel zeitaufwendiger, da die Anfänger nur einzeln nacheinander ausgebildet werden können “ so die Trainerin mit C-Lizenz. Zudem sind nach jedem Wechsel die Skullgriffe mit Seifenlauge zu reinigen. „Auf Dauer ist es für die ‚Neuen‘ auch langweilig, sie würden gerne mal im Mannschaftsboot fahren.“ Sie ist trotzdem froh, dass nach dem totalen Verbot wieder gerudert werden kann.
Die Anfängerkurse finden wie immer Mittwochnachmittag und Sonntagvormittag statt. Aber statt zwei Trainingsstunden pro Anfänger gibt es zurzeit nur eine. Wer das Vereinsgelände betritt, muss sich zuerst die Hände waschen. Eine Waschgelegenheit wurde draußen installiert, um zusätzliche Gänge durch das Bootshaus zu vermeiden. Die Boote und Skulls werden nach jeder Fahrt mit Seifenlauge gereinigt. Mehrere Boote verschiedener Größe lagern aktuell auf Bootswagen in der Halle, so dass sie auch von den derzeit unterbesetzten Mannschaften zu Wasser gelassen werden können.
Evelyn hatte sich noch vor Corona für den Kurs angemeldet. „Geplant war am Ende eine Picknickfahrt. Die fällt nun aus. Die Fahrt im Mannschaftsboot auch“, bedauert sie. Geduldig, aufmerksam und mit viel Ausdauer absolviert sie ihre vierte Trainingsstunde. Sie fühlt sich sicher in dem Einer, denn das Boot ist mit einem langen Seil am Steg angebunden. Von dort gibt Bruni Ley die Anweisungen: „Backbord stärker ziehen“, „ Hände auf gleicher Höhe halten“ usw. Danach steigt Evelyn erstmalig mit einem erfahrenen Ruderer in einen Vierer, den die Trainerin steuert und der somit nur auf Position eins und drei und dem Steuerplatz besetzt wird, um den Mindestabstand einzuhalten. Es geht Richtung Südhafen und es können nun auch die ersten Kommandos geübt werden.
Trainiert wird auch im Zweier mit Steuermann, wo ein Platz zwischen Steuermann/-frau und Ruderin oder Ruderer frei bleibt. „Scheidungszweier“ wird diese Konstellation scherzhaft genannt – im Gegensatz zum „Verlobungs“-Einer mit Steuermann/-frau, der im Bootshaus liegen bleibt, weil in diesem Boot der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
„Es ist für uns Ruderer schon ein Jammer, dass wir zurzeit mit den Abstandsregeln so stark betroffen sind. Wenn ich sehe, was die Fußballer oder Basketballspieler und jetzt auch Rugbyspieler dürfen, kann ich unsere Reglementierung nicht mehr nachvollziehen“, sagt Bruni Ley.
Angela B.